Mit eindrucksvollen Fotos, Dokumenten, Untergrund-Literatur, Kunstwerken und Filmausschnitten erinnert die Ausstellung an die brisante Zeit in der ČSSR zwischen 1977, der Samtenen Revolution 1989 und dem Übergang zur Demokratie. Gleichzeitig stellt sie die Bedeutung der Charta 77 für die Oppositionsbewegung in der DDR und für die westdeutsche Menschenrechtsbewegung heraus.
Zentral war dabei die "Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten, einschließlich der Gedanken-, Gewissens-, Religions- und Überzeugungsfreiheit". Dennoch kam es im August 1976 zur Inhaftierung der Underground-Band "The Plastic People of the Universe", die sich staatlichen Auflagen verweigerte. Kurz darauf veröffentlichten Jaroslav Seifert, die Philosophen Jan Patočka und Karel Kosík sowie die Schriftsteller Václav Havel, Ivan Klíma, Pavel Kohout und Ludvík Vaculík in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung einen Brief an Heinrich Böll, in dem sie diesen um Unterstützung für die inhaftierten Musiker baten. Wenige Monate später entstand daraus die Deklaration der Charta 77, die die Verletzungen der Grundrechte im kommunistischen Regime offen anprangerte.
Charta 77
Noch heute gilt die Charta 77 als Vorbild für Zivilcourage und moralisches Handeln, für die subversive Kraft von Kunst und Kultur, humane Gesellschaften zu befördern, unabhängig vom politischen System. Bei ihrer Veröffentlichung im Januar 1977 hatte die Charta 241 Unterzeichner, obgleich diese Verhaftungen, Verhören und Gefängnisstrafen ausgesetzt waren, zudem wurden mehr als 200 Unterzeichner im Laufe weniger Jahre zur Emigration gezwungen.
Václav Havel schildert die dennoch anhaltende Kraft der Charta 77 in seinem politischen Essay "Versuch, in der Wahrheit zu leben" als "jenes plötzliche Gefühl, dass man nicht länger warten kann und dass man gemeinsam und laut die Wahrheit sagen muss - ohne Rücksicht auf alle Sanktionen, die das nach sich ziehen wird; auch ohne Rücksicht darauf, dass die Hoffnung, damit in absehbarer Zeit irgendwelche sichtbaren Ergebnisse zu erreichen, sehr vage war." Die Initiative wuchs stetig an und blieb mit ihrer kreativen, ironischen und subversiven Wirkmacht wichtiger Bestandteil der Opposition bis November 1989, wo sie nahezu 1.900 Unterzeichner aufwies.
Bedeutung für Protestbewegung in der DDR
Ergänzend zur Ausstellung des Prager Nationalmuseums stellt das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig die Folgen der Charta 77 für West- und Ostdeutschland bis zur Friedlichen Revolution von 1989 dar. Sie zeigt die Reaktionen in der Bundesrepublik sowie der DDR. Große Bedeutung hatte die tschechoslowakische Bürgerrechtsbewegung dort für Oppositionsgruppen, die sich häufig unter dem Dach der Kirche sammelten. Neben Berlin war Leipzig ein Zentrum für unangepasste Kunst und Protestbewegungen. Dr. Johanna Sänger, Kuratorin des deutschen Ausstellungsteils stellt heraus: "Die Charta 77 machte den Menschen Mut, für Wahrheit und Freiheit in ihrem Alltag einzustehen. Auch heute beeindruckt die Fröhlichkeit ihrer Aktionen. Das macht neugierig auf ihre Geschichte." Und Zuzana Brikcius, Zeitzeugin, Autorin und Kuratorin der Ausstellung betont: "Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Freiheit jene am besten genießen, die sie würdigen können!"
Eröffnung
Offiziell eröffnet wird die Ausstellung am 10. September .2019 um 18 Uhr im Alten Rathaus in Leipzig durch die Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur Dr. Skadi Jennicke und den Vize-Kulturminister der Tschechischen Republik Jiří Vzientek, in Anwesenheit des Botschafters Tomáš Podivínský und der Generalkonsulin Markéta Meissnerová.
Zeit und Ort
Charta 77 Story, Kunst und Protestbewegung
Ausstellung im Haus Böttchergäßchen
11.9. bis 17.11.2019